Jesse Calder ist mit 35 Jahre kein Stück weiter als mit 25 – außer, dass jetzt alles auf seinen Schultern liegt. Er hat die Cow Harbor Ranch, die einst von seinen Vorfahren gegründet wurde, übernommen – nicht aus Ehrgeiz, sondern aus Pflichtgefühl. Die Ranch ist Familienerbe, Verantwortung, Schuld und Stolz zugleich. Seit der Vater die Ranch wirtschaftlich fast an die Wand fuhr, versucht Jesse, das Ruder herumzureißen. Mit harter Arbeit, Disziplin und einem fast stummen Kampf gegen das tägliche „gerade so“ hat Jesse Calder der Ranch neues Leben eingehaucht.

"Mein Vater hat hier gesät, was er konnte. Ich hab geerntet, was übrig blieb. Und jetzt pflüge ich, weil ich hoffe, dass es noch mal Frühling wird."

Der Erfolg bleibt nicht aus: Heute betreibt er eine kleine, aber feine Quarter Horse-Zucht, spezialisiert auf Cutting- und Cowhorse-Linien. Daneben hat sich die Cow Harbor Ranch einen Namen als Rehabilitationszentrum für traumatisierte Pferde gemacht – ein Ort, an dem verstörte Seelen wieder Vertrauen fassen. Jesse wird gerufen, wenn der Bock nicht mehr läuft.
Pferde, die austreten, steigen, sich verkriechen – bei ihm finden sie Ruhe, Klarheit und jemanden, der zuhört, ohne ein Wort zu sagen. Er hat ein Gespür für diese Tiere, das sich nicht erklären lässt. Freunde nennen ihn augenzwinkernd "Robert Redford aka Tom Booker" – in Anspielung auf den Pferdeflüsterer. Jesse winkt dann meist ab. Doch wer ihn einmal bei der Arbeit mit einem schwierigen Pferd gesehen hat, weiß: Der Vergleich kommt nicht von ungefähr.

"Wenn ein Pferd austickt, ist das nicht Trotz. Das ist ein letzter Versuch, verstanden zu werden."

Seine Familie steht eng zusammen – schon immer. Jesse ist der Älteste, der, der nun die Entscheidungen trifft, der, dem man in der Regel nicht widerspricht was die Geschäfte angeht. Und Privat? Jesse ist Single. Liebschaften gab es – oft, ehrlich, aber nie von Dauer. Es fehlt nicht an Interesse, aber an Raum. Und vielleicht auch am Glauben, dass irgendwo zwischen Pferden, Rindern und der Arbeit noch Platz ist für echte Nähe.

Joe „Ash“ Fraser, 38, ehemaliger Navy SEAL und Demolition Expert, trägt die Narben von zahlreichen Einsätzen. Diszipliniert, präzise und mit einem scharfen Verstand für Mathematik, Physik und Taktik war er in seinem SEALS Team unverzichtbar und gefürchtet für seine Fähigkeit, Hindernisse wortwörtlich in Schutt und Asche zu legen. Doch die Jahre hinterließen Spuren: der Verlust von Kameraden, unschuldige Opfer und endlose Einsätze ließen eine schwere PTBS zurück. Aus dem kühlen, verlässlichen Operator wurde ein wortkarger, in sich gekehrter Mann, der Alkohol und Gewalt als Ventil suchte. Nach einer Eskalation mit einem Vorgesetzten unehrenhaft entlassen und ins Militärgefängnis gesteckt, fand er durch die Grey Men einen neuen, dunkleren Weg. Dort wurde er zu „Seven“ – einem unsichtbaren Vollstrecker im Schatten. Heute lebt er untergetaucht, getrieben von Schuld und Misstrauen, und hat begonnen, die Grey Men zu hintergehen. Ash ist ein Überlebender, ein Mann zwischen Pflichtgefühl und Selbstzerstörung – gefährlich, intelligent und von einer inneren Leere begleitet, die ihn zu allem fähig macht.

Die 37-jährige Jemma, auch bekannt als One, ist eine komplexe, junge Frau, deren Leben von Brüchen, Verlusten und Neuanfängen geprägt ist. Geboren und aufgewachsen in einem angesehenen Elternhaus, lernte sie früh, wie man sich in gehobenen Kreisen bewegt. Sie war klug, wissbegierig und begabt in den Naturwissenschaften, vor allem Biologie und Chemie, und wirkte nach außen hin stets anmutig und beherrscht. Doch ihr privates Leben entwickelte sich zu einer Spirale aus Leid. In ihrer Ehe wurde sie Opfer von Gewalt, Demütigung und permanenter Kontrolle. Das Gefühl der Ausweglosigkeit trieb sie an den Rand von Fluchtgedanken und Suizid, bis ein verheerendes Ereignis, herbeigeführt durch Ten, sie rettete. Die Begegnung mit Bodie führte sie schließlich zu den Grey Men, einer geheimnisvollen Organisation, die ihre Talente erkannte und förderte. Einige Jahre lief es gut für sie. Bodie bildete sie aus, und sie wurde hervorragend in dem, was sie tat. Im Laufe der Jahre geriet sie jedoch immer stärker in Zweifel. Der Puppenspieler, der Kopf der Organisation, wurde zunehmend misstrauisch und ließ Mitglieder liquidieren, sobald er ihnen nicht mehr traute. Jemma musste miterleben, wie die Organisation sich in eine Spirale der Paranoia verwandelte. Der schwerste Schlag traf sie, als man ihre Loyalität prüfte: Sie erhielt den Auftrag, Ten nicht zu warnen, der auf der Abschussliste stand. Sie warnte ihn dennoch, doch kurze Zeit später erreichte sie die Nachricht, er sei tot. Offiziell war ihre Loyalität damit besiegelt, doch für Jemma begann eine Höllenzeit. Denn sie begriff, dass sie Ten liebte. Eine Erkenntnis, die sie zerstörte, weil er verschwunden blieb und sie nie ein Zeichen von ihm erhielt. Heute ist Jemma eine operative Schlüsselfigur innerhalb der Grey Men, die äußerlich beherrscht und effizient wirkt, innerlich jedoch von Einsamkeit und der Leere der verlorenen Hoffnung zerfressen ist. Sie ist eine Frau, die gelernt hat zu überleben, indem sie atmet, doch jeder Atemzug ist zugleich ein Zeugnis der Kälte, in die sie sich selbst eingeschlossen hat. Sie hasst es, erneut an einem Punkt im Leben gefangen zu sein, an dem sie keine Alternative sieht. Die Grey Men sind ihr einziges Zuhause geworden, aber auch der Käfig, aus dem sie keinen Ausweg kennt.